◦ Heute saßen wir draußen

Heute saßen wir draußen auf der verblichenen grünen
Gartenbank und guckten in den Himmel
und in den Garten. Was ist das? fragte mein Kind

fasziniert von den Flugkünsten einer Schwalbe, wo fliegen
die Schwalben hin?
Ich dachte, das ist eine

gute Frage während mein Kind im selben Atemzug
aufsprang um zwei Schmetterlingen nachzujagen und mir zurief:

Ich tanze mit den Schmetterlingen!
Komm, tanz mit mir!

So einfach ist das, man darf es nur nicht vergessen.

 

———

 

Sophie Davies
◦ 100 Tage Projekt (22/100)

100 Tage Projekt.

Ich habe ein 100 Tage Projekt angefangen, in dem ich jeden Tag ein Gedicht schreibe. Heute bin ich an Tag 22. Es ist ein interessantes Experiment, und meist findet das Schreiben am Ende des Tages statt, und doch merke ich wie ich den ganzen Tag mit Gedichtefinden beschäftigt bin.

Ich stelle zudem fest, wie das Projekt meinen Tagen einen Rahmen gibt. Manchmal vergesse ich, dass ich noch ein Gedicht schreiben möchte. Gestern dachte ich, ich hätte es vergessen, und dann habe ich heute doch ein Gedicht entdeckt dass sich in meiner Notes-App versteckte:

I have a folder labelled business inspiration
on Pinterest which is now full of poems
instead of marketing advice and all I do is
write and listen listen listen to people´s
hearts and feel their bodies
coming home into themselves.

Viele Gedichte sind nicht „gut“ – oder wie dieses, noch nicht ganz fertig. So oder so: Jeden Tag etwas Minikleines, empfinde ich als unendlich beruhigend - und es führt dazu mich mit allen möglichen inneren Stimmen, ich nenne sie “gremlins” auseinandersetzen, die eine Meinung zu meinem Schreiben haben. Hier findest du Inspiration für Projekte die Menschen für 100 Tage verfolgt haben, geschrieben am Ende eines gemeinschaftlichen 100-Tagesprojekts. (in Englisch)

Ein Tagesbericht

Das Gute an der Hitze ist,
dass man die Pinien besser riechen kann.

———

(Was könnte eine Idee 100 Tage Projekt für dich sein? Was zieht dich vielleicht an, an einem derartigen Projekt? Ich werde berichten, wie es weitergeht.)

 

Sophie Davies
◦ Poetry out loud

Poetry out loud

Ich fühle mich so (hauptsächlich online) sichtbar, dass es fast schon weh tut. Ich würde mich gerne an meinem Schreibtisch verstecken, und nur für 1:1 Gespräche oder Workshops hervorkommen. Und gleichzeitig fordere ich es heraus, probiere mich aus, experimentiere mit Verwundbarkeit. Ich verteile Sticker zu meiner Website (und recherchiere nachhaltige Alternativen und Materialien) und fühle mich verwegen wenn ich sie aufklebe. Ich erzähle einigermaßen fremden Menschen, von dem was ich tue.

 Letztens habe ich in einem Schreibworkshop drei meiner Gedichte vorgelesen – das ist ein work in progress, weil ich jedes Mal eine Herzfrequenz von 200 erlebe und das ist nicht besonders angenehm. Und dennoch. Ich würde gerne mal an einem Poetry Slam teilnehmen (als ich diesen Gedanken zum ersten Mal laut ausgeschrieben habe, war es noch vorsichtiger formuliert).

 

———

(Wann hast du dich zuletzt verwegen gefühlt? Was würdest du gerne mal machen, was ein bisschen Mut braucht? - schreib mir übrigens gerne wenn du magst - ich freue mich immer über Post und Nachrichten von Menschen, die auf meiner Seite landen!)

 

Sophie Davies
◦ Eine lange Minute

Eine lange Minute

In meinen poetischen Schutzraum

Möchte ich dich einladen und da sein

ohne dass ich

da sein

muss

Gibt es heiße Schokolade wenn du brauchst oder

Erdnussbutter im Regen

Kannst du verweilen wenn du

müde bist

Gibt es ein Blätterdach und manchmal

klaren Himmel

und ab und zu stürmt es auch

Noch eine lange Minute bleiben

sagt mein Kind

Ja, sage ich, das machen wir

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Der Schreibprompt mit dem poetischen Schutzraum kommt von Kathrin, als Einstieg zur heutigen Telko. Gemeinsam Schreiben ist schön.

Sophie Davies
◦ Etwas über das Sterben

Etwas über das Sterben

 

Ich denke häufig an einen Patienten, den ich betreut habe. Er lag im Sterben. Ich habe ihm mein Diensttelefon gegeben, damit er sich von seiner Frau, die ihn nicht besuchen konnte, verabschieden konnte. Ich hatte diese Plastik-Isolationskleidung an, und Handschuhe, und eine Maske. Er hat geweint. Ich bin ins Arztzimmer gegangen, um durchzuatmen. Seine Frau war dement, sie rief am nächsten Tag an, um sich nach ihrem Mann zu erkundigen. Am Tag drauf dachte sie, er sei an Ebola gestorben.

 

Wenn jemand stirbt, fühlt sich das an, wie wenn man eine Kerze auspustet- nur dass das Licht bleibt.

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Das ist ein Auszug aus einem meiner monatlichen Briefe (Newsletter), in dem es auch um Himbeereis und eine Badewanne geht. Ich habe T diesen Text vorgelesen, er kannte die Geschichte schon, ich glaube ich werde sie noch ein paar Mal erzählen.

(Welche Geschichte begegnet dir zurzeit häufig in Gedanken?)

Sophie Davies